beginnen wir mit dem ersten, dem opener read me. scheinbar eineinhalb minuten kampfansage. treibend und die spannung anheizen, kurz und prägnant. der wechsel zu fire ist entsprechend schnell aber groß - da sich hier sozusagen der erste hit findet. effektvolle breaks, ein refrain der zum mitwippen zwingt und nach kürzester zeit zum mitsingen animiert. 'meet me in the suicide booth' ist die erste phrase, die sich in den kopf einbrennt, 'i hate it so much more when you are here and there's no fire anymore' wird man dann erst recht nicht mehr so schnell los.

bei my fault fällt auf, dass die zweite gitarre etwas im hintergrund verschwimmt. was anfangs ungewohnt ist, da bei konzerten mit ihrem einsatz ein ordentlicher schub durch die menge geht. der ist auf cd allerdings beim start des refrains angesiedelt - dramaturgisch durchaus sinnvoll, die wirkung entfaltet sich auch hier. sehr gute backing-vocals von babsi (of loony brain fame) darf man bei the bill is outstanding bewundern.

it took much too long until it never happened liest sich nicht nur schön, war nicht nur ein äußerst stimmungsvoller start für die live cd-präsentation, es ist auch eine sinnvoll eingesetzte ruhephase im album. kurz durchatmen, hinsetzen, einsinken. die nackenmuskulatur kurz entspannen - zum beispiel für show-off, bei dem man nur mit großer selbstbeherrschung seine gliedmaßen in zaum halten kann. wasted setzt dann etwas fort, was sich beim schreiben dieser zeilen deutlich herauskristallisiert - es funktioniert einfach. 'shit it is that simple?' ja, sieht so aus.

ich hab die cd inwzischen ungefähr 10, 12 mal gehört (funktioniert auf spaziergängen sehr gut). wenn man kimera live kennt, muss man als erstes bemerken, dass sie live besser klingen. dort entfaltet sich mehr druck (wobei man hier die lautstärke schon auch mit einrechnen sollte), und gepaart mit der inzwischen beeindruckenden bühnen-präsenz der band sind das voraussetzungen, die es einem album nicht leicht machen. ein problem, mit dem ganz andere bands zu kämpfen haben, und deutlich besser als die kombination 'auf cd super, live eher mäßig'. aber, ist das album nun so gut wie erwartet?

nein und ja, allerdings mit einer deutlichen gewichtung. nein, da die auftritte der letzten zeit (jahre?) erwartungen erzeugten, die wohl schlicht nicht zu erreichen waren. es klingt nicht so wie live (man beachte das bewusste auslassen des wortes 'gut').

aber: ja, denn die lieder funktionieren auch auf cd hervorragend. und man sollte bei der bewertung zwei dinge nicht vergessen:
erstens spielen live unzählige faktoren mit. auf cd gibt es genau ein kriterium, das die qualität bestimmt - die songs. diese wissen zu überzeugen und sind einfach gut.
zweitens sollte man sich auch überlegen, welchen eindruck jemand von der band bekommen könnte, der sie noch nie live gesehen hat (was ja, unter anderem, auch sinn und zweck einer cd ist). der kein einziges lied kennt. dieser eindruck könnte, ohne übertreibung, ein überwältigter sein. ich hab schon zwei leute im visier, an denen ich diese theorie empirisch überprüfen werde...

versuch eines fazits.
der gesamteindruck ist ausgezeichnet. gesamtspielzeit von fast 50 minuten, das kann sich hören lassen. in dieser zeit kein wirkliches loch und kein hänger (der etwa zum skippen verleiten würde). ich hab 2, 3 favoriten (fire zur zeit an oberster stelle, falls es jemand wissen will), aber auf anhieb fallen mir gut 8 songs ein, die das zeug zu (nicht nur) persönlichen klassikern haben. die reihung der songs sowie die aufmachung der cd (aka gesamtwerk album) weiß genauso zu gefallen.

wohlstandskind.twoday.net

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